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Paul Decker (* 27. Dezember 1677, Nürnberg; + 18. November 1713, Bayreuth) Paul Decker wurde ab 1695 bei Georg Christoph Eimmart an der Nürnberger Akademie für Maler als Kupferstecher ausgebildet und übersiedelte nach abgeschlossener Lehre 1699 nach Berlin, wo er sich im Umkreis des Andreas Schlüter auch auf dem Gebiet der Architektur weitreichende Kenntnisse aneignete. Ab 1707 arbeitete Decker an den Höfen von Pfalz-Sulzbach und Brandenburg-Bayreuth unter dem Titel eines „architectus“ als Baumeister. Internationale Bekanntheit bei Architekten und deren adeligen Auftraggebern erlangte Decker jedoch nicht durch ausgeführte Bauten, über die heute keinerlei Aufzeichnungen mehr vorliegen, sondern durch sein monumentales Stichwerk „Fürstlicher Baumeister Oder: Architectura Civilis“. Von den ursprünglich fünf geplanten Bänden über alle Aufgaben der profanen Baukunst erschienen nur der erste Teil mit 59 Kupferstichen 1711, dessen Anhang mit 40 Kupferstichen 1713 sowie der posthum vom Verleger aus hinterlassenen Zeichnungen zusammengestellte zweite Teil mit 32 Kupferstichen 1716. Decker verzichtet im „Fürstlichen Baumeister“ fast ganz auf schriftliche Erläuterungen und präsentiert seine ungemein detaillierten, überschwänglichen, phantastischen Erfindungen, die auch von der maßlosen Bauleidenschaft deutscher Fürsten jener Zeit beredtes Zeugnis ablegen, auf Kupfertafeln von höchster künstlerischer Qualität, die siebzehn Stecher herstellten. Im ersten Teil wird ein fürstlicher, im zweiten Teil schließlich ein königlicher Palast vom Gesamtentwurf bis zur Ausstattung der einzelnen Räumlichkeiten und der Gartenanlagen vorgestellt. Decker griff dabei zahlreiche Ideen aus der französischen (Perrault, Blondel), italienischen (Bernini, Borromini, > POZZO (z. B. Scheinkuppel), > GUERNIERI (z. B. Kassel-Wilhelmshöhe)) und deutschen Baukunst (Schlüter, > FISCHER VON ERLACH (z. B. Schönbrunn)) seiner Vorgänger und Zeitgenossen auf, die er geschickt verarbeitete, wodurch sein Werk wiederum zum einflussreichen Vorbild und „Musterbuch“ für nachfolgende Architektengenerationen wurde. Die anhaltende Bedeutung dieses Werkes geht auch aus der Tatsache hervor, dass es bereits 1885 vom Barockforscher und Kunsthistoriker Robert Dohme erstmals wissenschaftlich beschrieben und teilweise als Faksimile herausgegeben wurde (> SCHÜBLER). Literatur:
Decker, Paul, Fürstlicher Baumeister, Faksimile der Ausgabe von 1711 bis 1716 mit einem Vorwort von H.[?] Foramitti, Hildesheim u. a., 1978. Kutscher, Barbara, Paul Deckers „Fürstlicher Baumeister“ (1711/1716), Untersuchungen zu Bedingungen und Quellen eines Stichwerks, ..., Frankfurt a. M., 1995. Evers, Bernd, Zimmer, Jürgen, Paul Decker, in: Architekturtheorie von der Renaissance bis zur Gegenwart, 89 Beiträge zu 117 Traktaten, Köln, u. a., 2003, S. 560-573. Krufft, Hanno-Walter, Geschichte der Architekturtheorie, München, 2004, S. 202-204. Neubauer, Luise, Paul Decker, Fürstlicher Baumeister, Erster Theil; und: Dölle, Florian, Deß Füstlichen Baumeisters ... Anderer Theil, in: Salge, Christiane, Architekturtraktate im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis, Beispiele aus der Rara-Sammlung der Kunsthistorischen Bibliothek, Freie Universität Berlin, Katalog (Ausstellungsführer, 46), Berlin, 2008, S. 64-67 bzw. 199-204. Kutscher, Barbara, Decker, Paul, in: Allgemeines Künstlerlexikon (lizenzierter Zugang: www.ub.tuwien.ac.at, 22.7.2010). |